Abed, ein junger Mann aus dem Irak, fuhr vor gut zwei Jahren von Mosul in die nächste Universitätsstadt, um dort die letzten Prüfungen für den Diplomabschluss seines Fahrzeugtechnik Studiums abzulegen. Wegen des Krieges in seiner Heimat war das notwendig. Nach kurzer Zeit wollte er wieder zurück sein bei seinen Eltern und Geschwistern. Aber es kam ganz anders.
Dass er seine Eltern gar nicht mehr sehen und auch nicht das vorgeschriebene Praktikum machen konnte, ahnte da niemand. Aus politischen Gründen war es für ihn zwingend notwendig, sein Land zu verlassen.
So betrat er nach abenteuerlicher und gefährlicher Flucht eines Tages im Jänner 2015 den Kursraum in Rohrbach, wo ich abwechselnd mit anderen Lehrern Asylwerber unterrichtete.
Nach wenigen Monaten luden ihn mein Mann und ich ein, mit uns zu wohnen. Er lebte dann ein ca. Jahr lang mit uns. Das war eine gute Zeit! Intensives Deutsch Lernen, gemeinsames Kochen, Erledigen diverser anderer Tätigkeiten und viele Erzählungen und Diskussionen füllten unsere Tage. Mit gegenseitigem Respekt und Wertschätzung lebten wir sehr zufrieden miteinander.
Ein Erste Hilfe Kurs, die Sanitäter Ausbildung, regelmäßige ehrenamtliche Dienste beim Roten Kreuz in Rohrbach und in Linz, Mitwirkung im Chor Pax Nobis, und seit Juni 2017 die Lehre bei Pappas Mercedes in Linz folgten. Überall ist er gerne gesehen und geschätzt. Auffallend sind seine besonders guten Deutschkenntnisse, hohe praktische und soziale Intelligenz!
Abed wohnt nun schon mehr als ein halbes Jahr bei unserem Sohn und seiner Familie in Linz. Auch hier ist er sehr willkommen, gehört zur Familie. Gerne spielt er mit dem 3 jährigen Töchterchen und hält das 5 Wochen alte Baby liebevoll im Arm.
Wenn der Lehrlingsbeauftragte von Pappas Mercedes in diesen Wochen Schulen und Polytechnische Lehrgänge besucht, um diese Firma vorzustellen und um Lehrlinge zu werben, nimmt er Abed mit.
Durch Fleiß, Ehrgeiz, harte Arbeit und großes Interesse an allen technischen Problemen, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit hat er Anerkennung und Wertschätzung von seinen Vorgesetzten und einigen Mitarbeitern errungen. Es ist verdammt hart, in ein eingespieltes Arbeitsteam aufgenommen zu werden, vor allem wenn man ein Flüchtling ist. Dazu kommt noch die Ungewissheit wegen des Bleiberechts.
Irgendwann einmal wird er zum Interview eingeladen und hoffentlich wird ihm ein positiver Bescheid ausgestellt. Wenn Abed nicht bleiben dürfte, na wer denn dann?!
So wünschen wir ihm alles erdenklich Gute und dass er in unserer Familie und Gesellschaft, für die er sich so nützlich macht, bleiben wird. Ich vertraue darauf.
Abed ist Realist. Das Schicksal hat ihm arg mitgespielt, er sieht die Tatsachen, er lässt sich nicht unterkriegen. Schwierigkeiten meistert er mit reiflichen Überlegungen, immer wieder muss er auch schmerzliche Erfahrungen machen.
Aber Abed gibt nicht auf! Letztlich gelingt es ihm, daraus zu lernen und seine Hoffnung auf ein sicheres friedliches Leben zu stärken. Ein Akademiker mit Diplomabschluss in einem fremden Land arbeitet als Lehrling, und das macht er vorbildlich!
Ich freue mich, Abed, unseren besonderen jungen Mann, zu kennen und begleiten zu können.
Christine Oertl
Foto: Stiftung
Von Carolyne Wernegg
Es gibt viele Herausforderungen, aber unserem Partner AMREF gelingt es dennoch Hilfe in einem Gebiet der weltweit größten Flüchtlingsströme zu leisten! Die AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung hilft dabei!
Das 1992 eröffnete Flüchtlingslager Kakuma, was zu Deutsch so viel wie Nirgendwo heißt, ist zur Zeit der Zufluchtsort von annähernd 200.000 Menschen (vgl. AMREF und UNHCR 2017), aus dem Südsudan und in weniger Fällen auch aus dem Sudan, Uganda, Somalia und anderen Nachbarländern. Das sind fast ebenso viele Menschen, wie zum Beispiel in Linz leben – nur ohne Infrastruktur, vielfach ohne festem Dach über dem Kopf, ohne regelmäßiger Versorgung und auch vergleichsweise praktisch keiner medizinischen Versorgung!
Das ist das Ergebnis des seit 2013 herrschenden Bürgerkriegs im Südsudan, welcher insgesamt zu einer Flüchtlingswelle von ca. 2 Millionen Südsudanesen, die den Südsudan verlassen mussten, weitere zwei Millinen, die im eigenen Land auf der Flucht sind und einer global beinahe unbeachteten katastrophalen Hungersnot geführt hat. Verschärft wird die Situation aber auch durch weit verbreitete Korruption (vgl. THE GUARDIAN 25.10.2017) und Gesetzeslosigkeit.
Die AFS-Flüchtlingsstiftung ist daher im ständigen Kontakt mit engagierten Leuten vor Ort wie zum Beispiel Dr. Meshak. Er leitet das von AMREF (African Medical and Research Foundation) geführte Outreach Programm in Turkana County.
Das Ziel dieses Programmes ist eine Ausbildung von speziellen ärztlichen Fachkräften, um die Versorgungs- sowie Personallücken, im unterversorgten Flüchtlingslager, zu schließen. Diese Programm wird im Kakuma Mission Hospital sowie Kakuma IRC (International Rescue Committee) Hospital umgesetzt. Die AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung kann dank Ihrer Spenden die Umsetzung des Projektes unterstützen!
Die Unterstützung erfolgreicher Integration von Flüchtlingen ist eines der Ziele der Tätigkeit der AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung. Hier werden zwei neue Unterlagen vorgestellt!
Nun sind zum Beispiel im durch die Stiftung geförderten Projekt "Gemeinsam macht Gesundheit Spaß" des Diakoniewerks Oberösterreich Materialien in Deutsch / Arabisch und Deutsch / Farsi zum Thema Gesundheit / Gesundheitserziehung entstanden.
Die Unterlagen können via Email bei der Stiftung direkt heruntergeladen werden: https://www.afs-fluechtlingshilfe-stiftung.org/sonderprogramm/
Auch sind neue Materialien des ANU Bayern zum Thema "Bayern ist bunt. Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Geflüchteten".
Zwölf Praxisbeispiele geben Anregungen für Bildungsprojekte mit Flüchtlingen und regt für weitere Bildungsangebote und neue Kooperationen an. (Download)
Auch weiterhin ist nach der großen Flüchtlingswelle 2015 und 2016 das Thema Flüchtlingshilfe in Europa und Österreich ein bedeutendes Thema! Viele Menschen helfen oder spenden! Die AFS - Flüchtlingshilfe - Stiftung führt, wie auch schon mehrfach seit ihrer Gründung 1978, HelferInnen und SpenderInnen zusammen!
Im „Sonderprogramm Flüchtlingshilfe-Kleinprojekte in Österreich“ treffen sich HelferInnen und SpenderInnen, besonders auch aus dem AFS-Umfeld aber auch darüber hinaus und unterstützen sich gegenseitig!
Ab nun kannst du / können Sie um Unterstützung* für dein / Ihr Kleinprojekt im Ausmaß von
bis zu € 1.000,- ansuchen!
Die AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung hilft auch mit kleinen Geldbeträgen, Informationen, Kontakten und auch persönlicher Hilfe. Bei Interesse Hilfe von der AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung zu erhalten oder selbst mitzuhelfen, bitte mit einer kurzen Begründung / Nachricht an office@afs-fluechtlingshilfe-stiftung.org wenden!
Wenn Sie spenden wolle, gehen Sie bitte zu: Spenden_Donate!
Hilfe für die Schule der Hoffnung – Unterricht für syrische Flüchtlinge im Libanon!
Für die Unterstützung von Kleinprojekten in Österreich kann nun mit Hilfe eines Formulars angesucht werden.
Das Formular befindet sich unter http://www.afs-fluechtlingshilfe-stiftung.org/sonderprogramm/
Aktuell kommen in Europa und auch Österreich besonders viele Flüchtlinge an. Viele Menschen, darunter auch viele AFSerInnen, sind ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv und suchen Unterstützung!
Die AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung hilft mit kleinen Geldbeträgen, Informationen, Kontakten und auch persönlicher Hilfe. Bei Interersse Hilfe von der AFS-Flüchtlingshilfe zu erhalten oder selbst mitzuhelfen, bitte mit einer kurzen Begründung / Nachricht an office@afs-fluechtlingshilfe-stiftung.org wenden!
Wenn Sie spenden wolle, gehen Sie bitte zu: Spenden_Donate!
Aus Anlass des AFS-Centennials startet die AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung das Centennial Programm!
Das AFS-Centennial feiert 100 Jahre beispielloser Errungenschaften zunächst durch die
humanitäre Tätigkeit des American-Field-Service und heute durch AFS Intercultural Programs. Aus diesem Anlass startet die AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung das Centennial
Programm!
Da sich die globalen Herausforderungen von heute erheblich von den Herausforderungen von vor hundert Jahren unterscheiden, wird heute mit dem Partner AMREF mobile medizinische Hilfe in dem von Krieg zerrütteten Südsudan geleistet.
Da diese Krise weitgehend unbemerkt stattfindet, hat die AFS - Flüchtlingshilfe - Stiftung nicht nur beschlossen, das Bewusstsein für die Herausforderungen der Flüchtlinge zu schärfen. Daher werden gemeinsam mit dem Partner Caritas spezielle Camps und Workshops mit und für Flüchtlinge durchgeführt sowie direkte Unterstützung geleistet.
Das Problem der IDPs
Von Franziska Bauer
Während ich für einen anderen Artikel über Flüchtlinge recherchierte, stolperte ich über ein Thema, das seit Jahren in den Statistiken verschwindet und (zu) wenig Erwähnung in Artikeln über diesen Topos findet: Internally Displaced People, kurz IDPs. Das ist der Grund, warum ich zumindest einen kurzen Überblick über die Problematik geben möchte.
Das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) definiert IDPs als Personen, die ihr zu Hause aufgrund von Konflikten oder Naturkatastrophen verlassen mussten, aber innerhalb der Grenzen ihres Landes geblieben sind. Nach Angaben des IMDC befinden sich derzeit 27 Millionen Menschen auf der Flucht in ihrem eigenen Land – und dies zaehlt nur diejenigen, die aufgrund politischer Auseinandersetzungen flohen.
In den Schlagzeilen liest man oft über die prekäre Situation der Flüchtlinge, die von einem Land ins andere, von einer Station zur anderen, drängen beziehungsweise gedrängt werden. Deren Situation soll hier nicht heruntergespielt werden, doch werden diejenigen, die unter schwierigsten Umständen in einheimischen Flüchtlingscamps leben, normalerweise in diesen Berichten vernachlässigt.
Ein Grund, warum IDPs wenig Aufmerksamkeit in den Medien bekommen, könnte die schwierige Bestimmbarkeit von deren tatsächlicher Anzahl sein. Der Internetauftritt des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) gibt Anstoß zu dieser Vermutung: Die UNHCR gibt gemischte und verwirrende, man könnte gar sagen, verzerrte, Signale uber das IDP-Problem in der Russischen Föderation. In der Statistik erscheinen IDPs überhaupt nicht – im Gegensatz zu 178 000 staatenlosen Personen. Andererseits heißt es auf deren Webseite, dass internes “Displacement” eine große Herausforderung in Osteuropa (der Teil, der der Russischen Föderation angehört) darstellt. Allein in der Kaukasusregion gäbe es bis zu einer Million solcher Fälle.
Die UNHCR verspricht weiters Langzeitlösungen wie die Rückkehr in die Heimat und lokale Integration, wo möglich. Außerdem will die Behörde die Einbindung der jeweiligen Regierung fördern.
Der Südsudan kämpft als ohnehin krisengebeuteltes Land mit einer Anzahl von mehr als 400 000 IDPs (zusätzlich zu “nur” 220 000 Flüchtlingen, die das Land bereits verlaßen haben). Zusätzlich zu den Binnenflüchtlingen hat der Südsudan allerdings mit Flüchtlingswellen aus der Zentralafrikanischen Republik, dem Sudan, dem Kongo und Äthiopien zu kämpfen. Flüchtlingscamps warden laufend erweitert und neue etabliert. Die UNHCR hat die Kosten für die Bewältigung dieses Problems – Wohn-und Bildungspläne sowie eine Gewährleistung der Sicherheit) auf über 230 Millionen US Dollar veranschlagt.
Lässt man sich diese Summe auf der Zunge zergehen, im Wissen, dass es sich nur um ein einziges Land handelt, der/ die bekommt vielleicht ein Gespür dafür, wie immens diese gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Problematik eigentlich ist. Weltweit. Denn man muß nicht so weit wie Zentralafrika blicken, um die Schwierigkeiten zu sehen, die im Moment unter der Oberfläche vieler Nationalstaaten brodeln.
„Ihre Spende kann großes Bewirken“ von SOS Kinderdorf, oder „Deine Spende kann Wunder wirken“ wie ehemals von der Caritas verwendet sind gefühlt auf jeder zweiten Plakatwand in Wien zu lesen. Die Liste der Slogans und damit der Köder, die von Hilfswerken ausgelegt werden, um Spenden zu akquirieren, ist lang. Ob der Zweck beim Marketing immer die Mittel heiligt, ist fragwürdig. Was Leute tatsächlich dazu bewegen kann, ihre Geldbörsen zu öffnen, um zu helfen, soll im Folgenden dargestellt werden. In ihrem ausgezeichneten Buch „Poor Economics – Plädoyer für ein neues Verständnis von Armut“ führen die Ökonomen Abhijit V. Banerjee und Esther Duflo eine Studie an, die zeigt, „wie leicht wir uns von einem großen Problem überfordert fühlen.“ (Banerjee, Duflo, S.15) Die University of Pennsylvania führte ein Experiment durch, im Zuge dessen ForscherInnen Studierenden fünf Dollar und ein Flugblatt von Save the Children (eine der weltgrößten Wohltätigkeitsorganisationen) in die Hand gaben mit der Aufforderung, etwas für sie zu spenden. Die StudentInnen wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten jeweils unterschiedliche Flugblätter. Auf dem ersten war dies zu lesen „In Malawi sind über drei Millionen Kinder von Nahrungsmittelknappheit betroffen. Wegen fehlender Niederschläge ist die Maisproduktion in Sambia seit dem Jahr 2000 um 42 Prozent zurückgegangen. Das hat dazu geführt, dass drei Millionen Sambianer Hunger leiden. Vier Millionen Angolaner – ein Drittel der Gesamtbevölkerung – mussten aus ihren Heimatländern fliehen. Über elf Millionen Äthiopier sind auf sofortige Nahrungsmittelhilfe angewiesen.“ (Banerjee, Duflo, S.15) Den anderen Studierenden gab man ein Flugblatt, auf dem unter dem Foto eines kleinen Mädchens diese Worte standen: „Rokia ist ein siebenjähriges Mädchen aus Mali in Afrika. Sie lebt in bitterer Armut und leidet schweren Hunger. Mit Ihrer Spende können Sie ihr Leben zum Besseren verändern. Dank Ihrer Unterstützung und der anderen Spender kann Save the Children Rokias Familie und anderen Dorfbewohnern dabei helfen, Rokia zu ernähren, sie in die Schule zu schicken, ihr eine medizinische Grundversorgung zu ermöglichen und sie über Hygiene aufzuklären.“ (Banerjee, Duflo, S.16) Die Spendenbereitschaft der zwei Gruppen variierte extrem – mit dem ersten Flugblatt wurde durchschnittlich 1,16 Dollar gegeben, mit dem zweiten aber 2,83 Dollar. Wie Banerjee und Duflo feststellen, waren die Studierenden „also durchaus bereit, für Rokia Verantwortung zu übernehmen und ihr zu helfen, aber angesichts der Dimensionen des Problems fühlten sie sich ohnmächtig.“ (Banerjee, Duflo, S.16) Hierauf wurde ein zweites Experiment der gleichen Art durchgeführt. Die Voraussetzungen unterschieden sich nur dahingehend, dass die ForscherInnen dieses Mal dazusagten, dass die meisten Leute mehr spenden, wenn man ihnen nur eine/n einzelne/n Betroffene/n präsentiert, als wenn man nur mit allgemeinen Informationen aufwartet. Diesmal gaben diejenigen, die das erste Flugblatt zu sehen bekamen, nahezu dieselbe Summe wie vorher, nämlich 1,26 Dollar. Diejenigen mit dem Rokia-Flugblatt gaben nur geringfügig mehr, nämlich 1,36 Dollar. „Dass man die Studenten dazu gebracht hatte, noch einmal nachzudenken, hatte den Effekt, dass sie Rokia gegenüber weniger großzügig waren, ihr Verhalten allen anderen gegenüber hatte sich jedoch kaum geändert.“ Als Resümée konstatieren die Wirtschaftslehrenden, dass die meisten von uns wie die Studierenden reagieren, wenn sie mit Problemen wie der Armut konfrontiert werden. (Banerjee, Duflo, S.17) In seinem Artikel „How Hunger Can Go Viral“ zitiert Peter Catapono von der New York Times eine ähnliche (wenn nicht die gleiche) Studie: “In another recent study, researchers found that subjects considering donating money to an anti-hunger organization gave twice as much money when shown a single victim, a 7-year-old girl, than when they were told that the charity was working to relieve the hunger of millions.” (Catapano, S.1) Es liegt nicht in meinem Sinne, nun eine ethische Diskussion über Sinn und Unsinn von Marketingstrategien im Sinne von „Darf man kleine Mädchen wirklich für die Werbung instrumentalisieren?“ vom Zaun zu brechen. Es muss wohl jeder für sich (sofern er/sie nicht einer der größten Hilfsorganisationen der Welt angehört) entscheiden, wie weit Marketing für ihn/sie gehen sollte. Allerdings sollten diejenigen nicht vergessen werden, für die man eigentlich arbeitet – und das sind die zu Unterstützenden in den Ländern des Südens. Ob sie sich wohl für Werbeslogans und die dazugehörigen Bilder interessieren?
Quellen:
Banerjee, Abhijit V., Duflo, Esther, “Poor Economics: Plädoyer für ein neues Verständnis von Armut”, Albrecht Knaus Verlag, München 2012, S. 15 - 17)
Catapano, Peter, “How Kindness Can Go Viral”, The New York Times International Weekly, Monday, December 10, 2012, Seite 1, in Der Standard 10.12.2012.
Die Anfänge der AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung liegen nun schon länger zurück und waren von vielen Hürden, die erfolgreich gemeistert wurden, geprägt.
„Hallo Herr Langer“, wurde ich vor einigen Tagen bei einem Empfang von einem Mann begrüßt, an den ich mich beim besten Willen nicht erinnern konnte. Herr Meng half mir auf die Sprünge: Er war in Kambodscha geboren, Ende der 70er-Jahre als Kind nach Österreich gekommen und hier dann einer unserer „Schüler“ im Flüchtlingslager. Jetzt arbeitet er im Management einer großen Firma. Dieses nette Treffen weckte eine Vielzahl an Erinnerungen, und so berichte ich heute über den Beginn der AFS-Flüchtlingshilfe.
Wir hatten schon damals ein gut funktionierendes AFS-Landeskomitee in Oberösterreich. Alle Agenden wurden zeitgerecht und erfolgreich abgewickelt und doch schien da etwas zu fehlen. Einige von uns, darunter der Chairman, wollten dem Auftrag Stephen Galattis entsprechend noch mehr an Friedensarbeit leisten.
1977 war gerade wieder eine große Zahl von Flüchtlingen nach Österreich gekommen, weitere wurden erwartet. Wir fassten den Entschluss, diesen Menschen bei der Integration und der Arbeitssuche zu helfen. Aber wie macht man das am besten? Wir entschieden uns dafür, ihnen die Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu vermitteln.
Unser erster Versuch ins Aufnahmelager Thalham in St. Georgen nahe dem Attersee zu gelangen, scheiterte. „So etwas hat es noch nie gegeben, eine private Gruppe will da das Lager betreten - nein!“ Vorerst war also nur telefonischer Kontakt zum Lagerleiter möglich, und er verwies uns mit unserem Ansinnen ans Ministerium. Dort stand man dem ungewöhnlichen Vorschlag sehr skeptisch gegenüber, gestattete aber einen Besuch unter Aufsicht der Lagerleitung. Wir fanden bei diesem Besuch gleich heraus, wie wir es machen wollten, und der Lagerleiter hatte ein Einsehen. Der Speisesaal eignete sich als Unterrichtsraum, die Abende boten sich als Unterrichtszeit an, und ein Flipchart nahm ich aus dem Büro mit. Ein Flüchtling, der Englisch konnte, schrieb den ersten Einladungszettel auf Vietnamesisch.
Im monatlichen Newsletter von AFS Oberösterreich erschien ein Aufruf zur Mitarbeit. Auf diesen Aufruf hin meldeten sich zwei Lehrerinnen, eine Gastmutter und eine AFS-Mutter. Damit war unser erstes LehrerInnenteam gebildet. Am ersten Abend kamen gleich 120 Personen. Wir mussten selektieren und konzentrierten uns anfangs nur auf die Männer, stellten aber fest, dass die Kinder beim Folgeabend stets denselben Wortschatz hatten wie ihre Väter, und sie riefen uns die neu gelernten Worte freudig zu. An zwei Abenden der Woche fuhren wir zu dritt die 100 Kilometer ins Lager und hielten dort zwei Unterrichtseinheiten. Einer von uns kümmerte sich dabei ausschließlich um die Analphabeten, die es besonders schwer hatten.
In dieser ersten Zeit kam es noch zu einigen kleineren Gehässigkeiten seitens der Lagerleitung. So wurde das Ausfahrtstor während der Unterrichtsstunden versperrt, und wir mussten um 23 Uhr immer den Portier suchen, um wieder nach Hause fahren zu können. Das Ministerium meldete sich ebenfalls wieder. Um weiter unterrichten zu dürfen, war ein Lehrplan zur Genehmigung vorzulegen. Auch das erledigten wir rasch, wir hatten schließlich schon Erfahrung gesammelt.
Unser Ziel war es, ohne Mittlersprache und ohne Dolmetscher in sechs Wochen die „Schüler“ so weit zu bringen, dass sie fähig waren, sich um einen Arbeitsplatz zu kümmern und bei den Gemeindebehörden, beim Bürgermeister und beim Pfarrer Fragen zu verstehen und zu beantworten. Unser Prinzip war, nur einfache, grammatikalisch aber richtige Sätze zu unterrichten und die Anrede ausschließlich in der dritten Person vorzustellen. Dies sollte sich später als sehr nützlich erweisen.
Aus dem Lehrplan, unserem handgeschriebenen Skriptum und den Unterrichtsbehelfen mit Bildern aus Katalogen zu Themen wie Werkzeug, Kleidung, Möbel, Hygiene, wurden später Skripten, und neun Jahre nach Beginn unseres Unterrichts war in engster Zusammenarbeit mit der Uni in Klagenfurt ein Lehrbuch entstanden.
Heute hat es die AFS-Flüchtlingshilfe-Stiftung mit einem sehr schönen Artikel in die OÖN geschafft! An recht promineter Stelle konnte man über die Stiftung und deren wichtigsten Projekte lesen!
33 Jahre sind nicht genug! Das Engagement für die AFS Flüchtlingshilfe Stiftung nimmt kein Ende!
Dr. Erich Langer schied statutengemäß als Vorsitzender und Kurator der AFS Flüchtlingshilfe Stiftung nach 33-jähriger Tätigkeit im 70. Lebensjahr aus. Aber das Engagement für die Stiftung geht weiter und Dr. Langer wird auch weiterhin als Ehrenvorsitzender in der Runde der KuratorInnen vertreten sein! In einem Festakt wurde Dr. Langer heute durch das Kuratorium der AFS Flüchtlingshilfe Stiftung der Ehrenvorsitz verliehen.
Wir danken Dr. Langer für sein unermüdliches Engagement im Bereich der Flüchtlingshilfe, in dem es ihm - in beinahe der Hälfte seines bisherigen Lebens - gelungen ist entscheidend zur Völkerverständigung und zur Flüchtlingshilfe beizutragen! Gleichzeitg freuen wir uns, dass Dr. Langer auch weiterhin einen wichtigen Beitrag in der Arbeit der Stiftung leisten wird!
Die KuratorInnen der AFS Flüchtlingshilfe Stiftung